TL;DR:
Derivate sind Finanzinstrumente, deren Wert sich von Basiswerten wie Aktien, Rohstoffen oder Indizes ableitet. Zu den wichtigsten Derivaten zählen Optionen, Futures und CFDs. Sie werden zur Absicherung, Spekulation oder Arbitrage genutzt, sind aber komplex und bergen hohe Risiken. Einsteiger sollten die Funktionsweise, Chancen und Risiken gut verstehen, bevor sie investieren.
Was sind Derivate? Eine verständliche Einführung
Derivate spielen an den Finanzmärkten eine bedeutende Rolle. Sie ermöglichen es Anlegern, auf Preisbewegungen von Aktien, Rohstoffen, Währungen und anderen Vermögenswerten zu setzen, ohne diese direkt zu besitzen. In diesem Artikel erfährst du, was Derivate sind, wie sie funktionieren und welche Varianten – wie Optionen, Futures und CFDs – es gibt. Du lernst die Chancen und Risiken kennen und erhältst einen Überblick, wie Derivate in der Praxis eingesetzt werden.
Was sind Derivate? – Definition und Grundlagen
Derivate sind Verträge, deren Wert sich von einem sogenannten Basiswert (englisch „Underlying“) ableitet. Der Basiswert kann beispielsweise eine Aktie, ein Rohstoff, eine Währung oder ein Börsenindex sein. Derivate selbst sind also keine physischen Vermögenswerte, sondern Finanzinstrumente, die auf die Entwicklung des Basiswertes wetten oder sich gegen dessen Schwankungen absichern[^1].
Die wichtigsten Merkmale von Derivaten:
- Abgeleiteter Wert: Der Wert eines Derivats hängt von einem zugrundeliegenden Vermögenswert ab.
- Vertragliche Vereinbarung: Derivate sind immer Verträge zwischen zwei Parteien.
- Vielfältige Einsatzmöglichkeiten: Sie dienen der Absicherung (Hedging), Spekulation und Arbitrage.
Warum gibt es Derivate? – Die Anwendungsbereiche
Derivate erfüllen an den Finanzmärkten verschiedene Zwecke:
1. Absicherung (Hedging)
Unternehmen und Investoren nutzen Derivate, um sich gegen Preisschwankungen abzusichern. Ein Beispiel: Ein deutsches Unternehmen, das Waren in den USA verkauft, kann sich mit Währungsderivaten gegen einen fallenden US-Dollar absichern.
2. Spekulation
Trader setzen auf steigende oder fallende Kurse, ohne den Basiswert direkt zu kaufen oder zu verkaufen. So können auch mit geringem Kapitaleinsatz hohe Gewinne (aber auch Verluste) erzielt werden.
3. Arbitrage
Durch Preisunterschiede an verschiedenen Märkten können Arbitrageure risikofreie Gewinne erzielen, indem sie günstige und teure Preise ausnutzen. Derivate sind hierfür ein beliebtes Werkzeug.
Die wichtigsten Arten von Derivaten: Optionen, Futures und CFDs
Es gibt viele verschiedene Arten von Derivaten. Für Einsteiger besonders relevant sind Optionen, Futures und CFDs. Im Folgenden werden diese Instrumente verständlich erklärt.
Optionen: Flexibilität mit Rechten, aber nicht mit Pflichten
Was ist eine Option?
Eine Option ist ein Vertrag, der dem Käufer das Recht (aber nicht die Pflicht) gibt, einen bestimmten Basiswert zu einem festgelegten Preis (dem Ausübungspreis oder Strike) innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu kaufen oder zu verkaufen[^2].
Die zwei Hauptarten von Optionen:
- Call-Option: Recht, den Basiswert zu kaufen (setzt auf steigende Kurse).
- Put-Option: Recht, den Basiswert zu verkaufen (setzt auf fallende Kurse).
Beispiel für eine Call-Option:
Angenommen, eine Aktie steht bei 100 Euro. Du kaufst eine Call-Option mit einem Ausübungspreis von 105 Euro und einer Laufzeit von drei Monaten. Steigt die Aktie auf 120 Euro, kannst du die Option ausüben und die Aktie für 105 Euro kaufen – und sofort teurer verkaufen[^3].
Vorteile und Risiken von Optionen:
- Vorteile: Hebelwirkung, begrenztes Verlustrisiko (auf die gezahlte Prämie), flexible Strategien.
- Risiken: Komplexität, Zeitwertverlust, Totalverlust der Prämie möglich.
Futures: Verpflichtende Verträge mit Hebelwirkung
Was ist ein Future?
Ein Future ist ein standardisierter Vertrag, bei dem sich Käufer und Verkäufer verpflichten, einen bestimmten Basiswert zu einem festgelegten Preis und Termin zu kaufen oder zu verkaufen[^4]. Futures werden meist an Börsen gehandelt und sind besonders bei Rohstoffen und Indizes verbreitet.
Beispiel für einen Future-Kontrakt:
Ein Landwirt verkauft im Januar einen Weizen-Future, der im Juli ausgeliefert wird, zum Preis von 200 Euro pro Tonne. So sichert er sich heute den Verkaufspreis, unabhängig davon, wie sich der Weizenpreis entwickelt.
Vorteile und Risiken von Futures:
- Vorteile: Absicherung gegen Preisschwankungen, hohe Liquidität, Hebelwirkung.
- Risiken: Verpflichtung zur Lieferung oder Abnahme, hohes Verlustrisiko bei Kursschwankungen, Nachschusspflichten.
CFDs (Contracts for Difference): Einfacher Zugang, aber hohe Risiken
Was ist ein CFD?
Ein Contract for Difference (Differenzkontrakt) ist ein außerbörslich gehandeltes Derivat, mit dem auf steigende oder fallende Kurse eines Basiswerts gesetzt werden kann, ohne diesen zu besitzen[^5]. Die Differenz zwischen Eröffnungs- und Schlusskurs wird in bar ausgeglichen.
Beispiel für einen CFD-Trade:
Du eröffnest einen CFD auf den DAX bei 16.000 Punkten. Steigt der DAX auf 16.100 Punkte, erhältst du die Differenz (100 Punkte multipliziert mit dem Kontraktwert). Fällt der DAX, musst du die Differenz bezahlen.
Vorteile und Risiken von CFDs:
- Vorteile: Handel mit kleinem Kapitaleinsatz (Hebel), Long- und Short-Positionen möglich, keine Börsengebühren.
- Risiken: Sehr hohes Verlustrisiko bis zum Totalverlust, Nachschusspflichten (inzwischen in der EU eingeschränkt), Emittentenrisiko.
Wie funktionieren Derivate? – Die Mechanik einfach erklärt
Die Funktionsweise von Derivaten lässt sich anhand der Begriffe Long und Short erklären:
- Long-Position: Du setzt auf steigende Kurse des Basiswerts.
- Short-Position: Du setzt auf fallende Kurse des Basiswerts.
Bei allen Derivaten spielen außerdem der Hebel und die Margin eine zentrale Rolle:
- Hebelwirkung (Leverage): Mit wenig Eigenkapital kann eine große Position bewegt werden. Gewinne und Verluste werden dadurch vervielfacht.
- Margin: Eine Sicherheitsleistung, die beim Handel mit Derivaten hinterlegt werden muss.
Chancen und Risiken von Derivaten für Einsteiger
Chancen:
- Hebelwirkung: Mit geringem Kapitaleinsatz können hohe Gewinne erzielt werden.
- Absicherung: Schutz vor Kursverlusten bei bestehenden Investments.
- Vielfältige Strategien: Einsatz in verschiedenen Marktsituationen möglich.
Risiken:
- Hohe Verlustrisiken: Verluste können das eingesetzte Kapital übersteigen, insbesondere bei Futures und CFDs.
- Komplexität: Derivate sind schwer zu verstehen, Fehler können teuer werden.
- Zeitwertverlust: Besonders bei Optionen nimmt der Wert mit der Zeit ab, wenn sich der Basiswert nicht wie erwartet entwickelt.
- Liquiditätsrisiko: Nicht alle Derivate sind jederzeit handelbar.
Für wen eignen sich Derivate?
Derivate sind für fortgeschrittene Anleger und professionelle Investoren konzipiert, die die Funktionsweise und Risiken genau kennen. Für Einsteiger empfiehlt sich zunächst ein Demokonto, um den Handel ohne echtes Geld zu üben. Derivate sind kein geeignetes Instrument für langfristigen Vermögensaufbau oder risikoscheue Anleger[^6].
Rechtlicher Rahmen und Regulierung von Derivaten
In Deutschland und der EU unterliegen Derivate strengen Regulierungen, um Privatanleger zu schützen. Besonders bei CFDs gibt es Hebelbegrenzungen und Schutzmechanismen gegen Nachschusspflichten. Derivate werden entweder an Börsen (börsengehandelte Derivate wie Futures) oder außerbörslich (OTC, z. B. viele Optionen und CFDs) gehandelt. Die Regulierung sorgt für Transparenz und minimiert das Risiko von Pleiten der Vertragspartner.
Fazit: Was sollten Einsteiger über Derivate wissen?
Derivate sind komplexe Finanzinstrumente mit großem Potenzial, aber auch erheblichen Risiken. Wer sich für Optionen, Futures oder CFDs interessiert, sollte sich intensiv mit der Funktionsweise, den Chancen und Risiken beschäftigen. Der Handel mit Derivaten ist keine „schnelle Geldanlage“, sondern erfordert Wissen, Disziplin und Risikomanagement. Für die meisten Einsteiger empfiehlt sich, zunächst mit kleinen Beträgen oder im Demomodus zu starten und sich umfassend weiterzubilden.
Weiterführende Quellen
- Bundeszentrale für politische Bildung: Derivate
- Deutsche Börse: Einführung in Derivate
- BaFin: Was sind Derivate?
- Wikipedia: Derivat (Finanzmarkt)
- Handelsblatt: Derivate erklärt
[^1]: Bundeszentrale für politische Bildung: Derivate.
[^2]: BaFin: Was sind Derivate?
[^3]: Deutsche Börse: Einführung in Optionen.
[^4]: Deutsche Börse: Einführung in Futures.
[^5]: BaFin: CFDs (Contracts for Difference).
[^6]: Handelsblatt: Derivate erklärt.
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