TL;DR

Long und Short sind Grundbegriffe im Börsenhandel. Wer „long“ geht, setzt auf steigende Kurse und kauft ein Wertpapier. Wer „short“ geht, spekuliert auf fallende Kurse und verkauft Wertpapiere, die er sich meist geliehen hat. Beide Strategien bergen Chancen und Risiken. Für Einsteiger ist es wichtig, die Mechanismen und Gefahren zu verstehen.


Long und Short – kaufen und verkaufen: Grundlagen für Einsteiger

Wer sich mit Börse, Aktien oder Trading beschäftigt, stößt schnell auf die Begriffe „Long“ und „Short“. Sie sind elementar für das Verständnis von Handelsstrategien und werden in nahezu allen Märkten verwendet – von Aktien über Devisen bis hin zu Kryptowährungen. In diesem Artikel erfährst du als Einsteiger, was Long und Short bedeuten, wie sie funktionieren, welche Risiken und Chancen sie bieten und was du beachten solltest.


Was bedeutet „Long“ gehen? – Die klassische Kaufstrategie

Das „Long-Gehen“ ist die klassische Strategie an der Börse. Sie bedeutet, dass du ein Wertpapier kaufst, weil du erwartest, dass dessen Kurs steigen wird. Die Hoffnung: Du kaufst günstig und verkaufst später teurer.

Beispiel:
Du kaufst eine Aktie von Unternehmen X zum Kurs von 50 €. Steigt der Kurs auf 60 €, verkaufst du die Aktie und erzielst einen Gewinn von 10 € (abzüglich Gebühren).

Typische Assets für Long-Positionen:
– Aktien
– ETFs (börsengehandelte Fonds)
– Rohstoffe (z.B. Gold, Öl)
– Kryptowährungen

Warum „Long“?

Der Begriff stammt aus dem Englischen: „long position“ bedeutet wörtlich „lange Position“. Das bezieht sich darauf, dass du das Wertpapier tatsächlich besitzt und auf eine langfristige Wertsteigerung hoffst[^1].


Was bedeutet „Short“ gehen? – Von fallenden Kursen profitieren

„Short gehen“ ist das Gegenstück zur Long-Strategie. Hier setzt du auf fallende Kurse. Das klingt zunächst paradox: Wie kann man etwas verkaufen, das man gar nicht besitzt?

Die Lösung:
Beim Shorten leihst du dir ein Wertpapier (z.B. eine Aktie) von einem Broker oder einem anderen Anleger und verkaufst es sofort am Markt. Wenn der Kurs fällt, kaufst du die Aktie später günstiger zurück und gibst sie dem Verleiher zurück. Die Differenz zwischen Verkaufs- und Rückkaufpreis ist dein Gewinn – abzüglich Gebühren und möglicher Leihkosten.

Beispiel:
Du leihst dir eine Aktie von Unternehmen Y, aktuell bei 100 €, und verkaufst sie sofort. Der Kurs fällt auf 80 €, du kaufst die Aktie zurück und gibst sie dem Verleiher. Dein Gewinn: 20 € (abzüglich Kosten).

Warum „Short“?

Auch dieser Begriff kommt aus dem Englischen: „short position“ – wörtlich „kurze Position“. Du hältst das Wertpapier nicht lange, sondern möchtest es möglichst schnell zurückgeben[^2].


Unterschiede zwischen Long und Short im Überblick

| Kriterium | Long | Short |
|——————–|————————|———————————-|
| Erwartung | Kurs steigt | Kurs fällt |
| Vorgehen | Wertpapier kaufen | Wertpapier leihen & verkaufen |
| Gewinn | Verkauf > Kaufpreis | Verkauf > Rückkaufpreis |
| Verlust | Verkauf < Kaufpreis | Rückkaufpreis > Verkaufspreis |
| Risiko | Begrenzter Verlust | Theoretisch unbegrenzter Verlust |


Wie funktioniert ein Short-Sale technisch?

Short-Selling ist technisch etwas komplexer als ein einfacher Kauf. Die wichtigsten Schritte:

  1. Wertpapier leihen:
    Du leihst dir die Aktie von einem Broker oder einem anderen Investor. Der Broker verlangt dafür meist eine Gebühr.
  2. Sofort verkaufen:
    Die geliehene Aktie wird direkt am Markt verkauft – zum aktuellen Preis.
  3. Warten auf Kursrückgang:
    Du hoffst, dass der Kurs fällt.
  4. Rückkauf (Covering):
    Ist der Kurs ausreichend gefallen, kaufst du die Aktie zurück.
  5. Zurückgeben:
    Die Aktie wird an den Verleiher zurückgegeben. Die Differenz zwischen Verkaufs- und Rückkaufpreis ist dein Gewinn (abzüglich Kosten).

Wichtig:
Beim Shorten können zusätzliche Kosten entstehen, z. B. Leihgebühren oder Zinsen für das geliehene Wertpapier[^3].


Risiken beim Long- und Short-Trading

Risiken beim Long-Trading

  • Kursverluste:
    Fällt der Kurs des Wertpapiers unter deinen Kaufpreis, machst du Verlust.
  • Totalverlust:
    Im schlimmsten Fall (z. B. bei einer Insolvenz) kann der Wert auf null fallen, du verlierst deinen Einsatz komplett.
  • Gebühren:
    Handelsgebühren oder Depotkosten reduzieren deinen Gewinn.

Risiken beim Short-Trading

  • Unbegrenztes Verlustrisiko:
    Theoretisch kann der Kurs einer Aktie unbegrenzt steigen. Musst du sie dann zum viel höheren Kurs zurückkaufen, kann dein Verlust enorm sein.
  • Leihgebühren:
    Für das Leihen fallen oft Kosten an.
  • Short Squeeze:
    Wenn viele Anleger gleichzeitig Short-Positionen schließen müssen, kann der Kurs plötzlich stark steigen. Das führt zu schnellen, hohen Verlusten („Short Squeeze“, wie beim Fall Gamestop 2021)[^4].
  • Dividenden und Hauptversammlungen:
    Wer eine Aktie shortet, muss dem Verleiher ggf. entgangene Dividenden ersetzen.

Long und Short mit Hebel – Vorsicht bei Derivaten

Viele Trader nutzen sogenannte Hebelprodukte (z. B. CFDs, Optionen, Futures), um mit wenig Einsatz große Summen zu bewegen. Hier kann man sowohl auf steigende (Long) als auch auf fallende Kurse (Short) setzen.

Beispiel:
Mit einem Hebel von 10 bewegst du mit 100 € Einsatz 1.000 € am Markt.
Schon geringe Kursänderungen führen zu hohen Gewinnen – oder Verlusten!

Warnung:
Gerade als Einsteiger solltest du mit Hebelprodukten sehr vorsichtig sein. Das Verlustrisiko ist hoch und kann deinen Einsatz schnell übersteigen[^5].


Wann lohnt sich Long, wann Short?

  • Long:
    Wenn du von einer positiven Entwicklung eines Unternehmens, Marktes oder Rohstoffs überzeugt bist und einen langfristigen Anlagehorizont hast.
  • Short:
    Wenn du denkst, dass ein Kurs überbewertet ist oder ein Unternehmen Probleme hat. Shorten ist eher kurzfristig und mit mehr Risiko verbunden.

Tipp:
Als Einsteiger empfiehlt es sich, zunächst mit Long-Positionen zu starten und Short-Strategien erst nach gründlicher Einarbeitung und mit kleinen Beträgen zu testen.


Psychologische Aspekte: Warum Shorten schwerer fällt

Viele Anleger tun sich schwer damit, auf fallende Kurse zu setzen. Das liegt an psychologischen Faktoren:

  • Optimismus-Bias:
    Menschen erwarten oft, dass Werte langfristig steigen.
  • Moralische Bedenken:
    Short-Selling wird manchmal als „Wetten gegen Unternehmen“ gesehen.
  • Komplexität:
    Die technische Abwicklung ist anspruchsvoller als einfaches Kaufen.

Fazit:
Shorten ist ein Werkzeug wie jedes andere – es kommt auf die richtige Anwendung und ein gutes Risikomanagement an.


Long und Short in verschiedenen Märkten

Aktien

  • Long: Aktien kaufen und halten.
  • Short: Aktien leihen und verkaufen.

Devisen (Forex)

  • Long: Eine Währung kaufen, auf deren Wertsteigerung setzen.
  • Short: Eine Währung verkaufen, auf deren Wertverlust setzen.

Rohstoffe

  • Long: Rohstoff kaufen (z. B. Gold, Öl).
  • Short: Rohstoffe verkaufen (z. B. über Futures, Derivate).

Kryptowährungen

  • Long: Coins kaufen und auf Wertsteigerung hoffen.
  • Short: Coins verkaufen, die man sich ggf. geliehen hat, oder Derivate nutzen.

Praktische Tipps für Einsteiger

  1. Bildung:
    Lerne die Grundlagen, bevor du mit echtem Geld handelst.
  2. Demo-Konten nutzen:
    Viele Broker bieten kostenlose Testkonten an.
  3. Risikomanagement:
    Setze nie mehr Geld ein, als du bereit bist zu verlieren.
  4. Stop-Loss setzen:
    Begrenze Verluste mit automatischen Verkaufsaufträgen.
  5. Mit kleinen Beträgen starten:
    Teste Strategien mit kleinen Summen.
  6. Emotionen kontrollieren:
    Lasse dich nicht von Gier oder Angst leiten.

Fazit: Long und Short als Basis-Wissen für Trader

Das Verständnis von Long- und Short-Positionen ist essenziell für jeden, der sich mit Börse, Aktien oder Trading beschäftigt. Während Long-Strategien das klassische Investieren abbilden, bieten Short-Positionen die Möglichkeit, auch von fallenden Kursen zu profitieren. Beide Strategien bergen Chancen und Risiken – gerade Shorten ist komplexer und riskanter. Einsteiger sollten sich Zeit nehmen, die Mechanismen zu verstehen und mit Bedacht handeln.


Weiterführende Quellen


[^1]: Siehe Deutsche Börse – Grundlagen
[^2]: Vgl. Börse Frankfurt – Short Selling erklärt
[^3]: Siehe Bundeszentrale für politische Bildung – Leerverkauf
[^4]: Handelsblatt – Was ist ein Short Squeeze?
[^5]: Finanztip – Wie funktionieren Short-ETFs?

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